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MAI 2022

Titelbild: Ulrich Raschke

Liebe Leserinnen und liebe Leser!

nomen est omen oder in dieser Ausgabe ist der Name des Magazins Programm, denn es geht unter anderem um abstrakte Fotografie.
Doch was zeichnet diese Disziplin des fotografischen Schaffens aus? Zunächst steht hier der künstlerische Aspekt im Mittelpunkt. Die Gedanken und Gefühle des Künstlers erfahren in den Bildern freien Ausdruck, unabhängig von den stereotypen „Regeln“ der Fotografie. Die abstrakte Fotografie hat allermeist auch keine unmittelbare Assoziation zur physischen Welt. Sie schafft dadurch eine unmittelbare Beziehung zwischen dem Künstler mit seinem Werk und dem Betrachter.

Lassen Sie sich also in aller Ruhe auf die Werke des Fotografen Ulrich Raschke ein, und Sie werden mehr als sehen.
Außerdem beschäftigt sich diese Ausgabe mit der Kunst und ihrer Rolle in gesellschaftlichen Krisen.

In Krisen heiligt der Mensch meist die unmenschlichsten Mittel durch ihren Zweck. Die Kunst hingegen ist an sich im besten Sinne zwecklos, hat also keinen inhärenten Gebrauchswert. Mit ihr kann man kaum ein konkretes Ziel erreichen. Sie ist vor allem kein Mittel, um Überlegenheit gegenüber anderen zu erzielen. Sie ist damit vorrangig humanistisch und zudem die schönste Ausdrucksform der einzigartigen menschlichen Fähigkeit zur (Selbst-)Reflexion.
Gerade wenn in einer gesellschaftlichen Krise das Leben überwiegend in den unteren Etagen der Maslowschen Bedürfnispyramide stattfindet, muss es Menschen geben, die sich dennoch zu ihrer Spitze aufmachen, um zu zeigen, dass der Unterschied zwischen Existenz und Leben ein großer ist und immer bleibt.
Auch an mir geht die aktuelle gesellschaftliche Krise, ausgelöst durch Corona und scheinbar abgelöst durch den Krieg in der Ukraine, alles andere als spurlos vorüber. Umso mehr genieße ich regelrecht die Zeit, die ich der Fotografie und Schriftstellerei widmen kann. Dabei handelt es sich nicht um einen Fluchtversuch in eine verklärt-heilen und abstrakten Parallelwelt oder gar Ignoranz gegenüber den gegenwärtigen Verhältnissen in unserer Gesellschaft. Es geht um das Festigen der Bodenhaftung in der Menschlichkeit, die in dieser Zeit besonders wichtig ist.
Ich bin froh und dankbar, dass ich im experimenta-Magazin immer wieder Gelegenheit bekomme, Ausschnitte meines fotografischen und schriftstellerischen Schaffens einem breiten Publikum präsentieren zu können. Dabei schätze ich besonders, dass mir das Magazin jede Freiheit in Inhalt und Ausdruck lässt, da auf kommerzielle Interessen keine Rücksicht genommen werden muss, weil es sie bei experimenta schlicht nicht gibt. Ich hoffe sehr, dass es möglich ist, diese Unabhängigkeit auf Dauer zu bewahren. Den mir möglichen Teil trage ich gerne dazu bei.

Viel Spaß beim Lesen und Betrachten dieser neuen spannenden und inspirierenden Ausgabe.

Christian Sünderwald